[Köln, EANN]
Ein Appell der Adventgemeinde Hamburg-Grindelberg, auf eine nachhaltige Ressourcennutzung zu achten, stößt auf positive Resonanz. Mit der Initiative „Siebenten-Tags-Adventisten stellen um – Ökostrom, weil uns die Schöpfung wichtig ist“ hatte die Kirchengemeinde im Mai 2011 einen Aufruf an andere Gemeinden und kirchliche Einrichtungen gerichtet, sich umweltbewusst zu verhalten. Als einen ersten Schritt schlugen die Initiatoren vor, nur noch Strom aus regenerativen Energiequellen zu nutzen.
„Wir ermutigen Adventgemeinden und Kirchen in Hamburg, der Hansa-Vereinigung und in Deutschland, umzustellen“, formulierte Pastor Saša Gunjevic den Aufruf. Der Super-GAU im japanischen Atomkraftwerk Fukushima verdeutliche die Gefahren, die mit Kernenergie verbunden seien. Weil die Welt Gottes Schöpfung sei, müsse man verantwortungsvoll mit der Umwelt umgehen, so Gunjevic. Die Gemeinde wolle daher keinen Strom beziehen, der aus atomaren oder fossilen Brennstoffen gewonnen wird.
Die Leitung der Hansa-Vereinigung der Siebenten-Tags-Adventisten, die die Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern umfasst, begrüßte den Aufruf. „Der Vereinigungsausschuss hat sich zustimmend zu dem Aufruf positioniert und alle unsere Gemeinden ermutigt, ebenfalls auf Ökostrom umzusteigen“, erklärte Heinz-Ewald Gattmann, Vorsteher der Vereinigung. Zwar wisse man nicht, ob das bereits weitere Gemeinden umgesetzt haben. Jedoch habe man für die Dienststelle der Hansa-Vereinigung entschieden, keinen Atomstrom zu beziehen. Auch in der Mobilität achte man auf umweltbewusstes Verhalten. So hätten die Mitarbeiter in der Dienststelle und viele Pastoren eine Bahncard „und nutzen sie auch recht häufig“, erklärte Gattmann. Eine Beteiligung beispielsweise am Nachhaltigkeits-Projekt „Fairer Kaffee in die Kirchen“, mit dem sich rund 2.200 Gemeinden, Tagungshäuser und Verwaltungsdienststellen verpflichtet haben, nur fair gehandelten Kaffee zu genießen, komme für die Hansa-Vereinigung aber nicht in Betracht. „Kaffee gibt es bei uns nicht“, begründete Vereinigungssekretär Thilo Foth.
Das adventistische Krankenhaus Waldfriede in Berlin-Zehlendorf hat nach eigenen Angaben bereits vor 10 Jahren alle Energie verbrauchenden Anlagen modernisiert. „In der Folge ist unser Energieverbrauch um circa 26 Prozent gesunken“, gab der Technische Leiter Jan Peters Auskunft. Für diese Leistung sei das Krankenhaus im Jahr 2002 mit dem „B.U.N.D.-Gütesiegel Energiesparendes Krankenhaus“ ausgezeichnet und im Jahr 2007 erneut zertifiziert worden. Eine ausschließliche Nutzung von regenerativer Energie sei jedoch nur möglich, wenn das keine höheren Kosten verursacht. „Auch ist hier bei aller Euphorie zu bedenken“, fügte Peters hinzu, „dass nicht immer die Sonne scheint und auch nicht immer Wind vorhanden ist. So ist der sogenannte ‚Grüne Strom‘ zurzeit teilweise noch eine Mogelpackung, welche teuer bezahlt werden muss“, wandte Peters ein. Das Krankenhaus werde allerdings die weitere Entwicklung beobachten, um nach Möglichkeit entsprechend zu handeln. Grundsätzlich bemühe man sich um einen sparsamen Umgang mit allen Energieträgern, weil man sich dem Schöpfungsauftrag verpflichtet wisse.
Eine Vorreiterrolle in der Nutzung nachhaltig gewonnen Stroms nimmt die Theologische Hochschule Friedensau ein. „Die Hochschule bezieht ihren Strom von einem Unternehmen, das nach eigenen Angaben den Strom zu einhundert Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugt“, gab Marketingleiter Holger Koch Auskunft. Zudem verfüge die Hochschule über ein Blockheizkraftwerk. Die Anlage gewinnt die Wärme zum Heizen zwar aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe, wandelt die sonst ungenutzte Abwärme aber in elektrischen Strom um und speist ihn in das Netz ein. Darüber hinaus gewönnen mehreren Sonnenkollektoren auf Dächern von Hochschulgebäuden Energie zum Heizen, zur Warmwasseraufbereitung und zum Teil auch zur Stromgewinnung. Eine Besonderheit sei das Ökohaus auf dem Zeltplatz, bei dem aus Sonnenkollektoren und Solarzellen Warmwasser und Strom erzeugt würden.
Das Unternehmen „Bergland Pharma“, das in Heimertingen bei Memmingen Gesundkost- und Pharmaprodukte herstellt, will in Zukunft vollständig auf Ökostrom setzen. „Ab 1. 1. 2012 werden wir zu einhundert Prozent mit Naturenergie versorgt“, gab Dietmar Dzienian von der Produktionsleitung Auskunft. Für ein umweltbewusstes Verhalten setze man auch auf die Kooperation der Beschäftigten. „Alle Mitarbeiter werden immer wieder mündlich angehalten, auf nachhaltige Ressourcennutzung zu achten.“ Das Unternehmen befindet sich im Besitz der Lüneburger De-Vau-Ge-Stiftung und fertigt unter anderem Produkte der Marken „GranoVita“, „Linusit“, „Eden“, „Martin Evers Naturkost“ und „Bruno Fischer“.
Pastor Gunjevic freut sich über die Initiativen zur Nutzung regenerativer Energien: „Ich kann jede Entscheidung nur begrüßen, die dazu führt, sich mehr mit dem Thema der Nachhaltigkeit auseinander zu setzen.“ Gemeinden und Einrichtungen wünsche er Mut, sich dabei nicht nur von den Kosten leiten zu lassen.