Wir leben in einer Welt, in der der eigene Nutzen im Vordergrund steht. Da bleibt keine Zeit, sich um andere Mitmenschen zu kümmern. Kein Geld, um Bedürftigen zu helfen. Keine Liebe oder Trost für jemanden, der sich danach sehnt. Obwohl wir im Zeitalter des größten Wohlstandes der Geschichte der Erde leben, ist die Armut so groß wie noch nie. Obwohl die Bevölkerungsdichte so groß wie noch nie ist, kennen wir nicht mal unsere Nachbarn. Wir gehen durch volle Fußgängerzonen und sehen doch niemanden. Und obwohl jeder Mensch einen freien Zugang zum größtmöglichen Wissen hat, verstehen wir nicht die Kultur, die Traditionen und die Religionen des Anderen.
Die Adventjugend Lübeck hat sich beim diesjährigen Global Youth Day 2017 unter dem Motto „CHANGE YOUR WORLD“ vorgenommen, diese Welt ein Stückchen besser zu machen. Oft bedarf es nicht großer Ereignisse in der Weltgeschichte oder großer Persönlichkeiten, um einen Unterschied auszumachen. Manchmal reicht auch nur ein kleiner Anstoß, der eine gewaltige Kettenreaktion in Gang setzen kann.
Unsere Idee war, Menschen in unserer Umgebung eine kleine Aufmerksamkeit zu schenken. Völlig bedingungslos und ohne Hintergedanken. Die Menschen sollten merken, dass Freundlichkeit und Nächstenliebe nicht gleich mit Eigennutz verbunden sind. Jeder Person sollte mindestens zwei Gegenstände geschenkt bekommen und wurde gebeten einen der beiden Gegenstände weiter zu verschenken oder einem Bedürftigen Aufmerksamkeit und Zeit zu schenken.
Nach wochenlanger Vorbereitung bauten wir mit der Genehmigung der Stadt Lübeck am 18.03.2017 um ca. 14 Uhr in der Innenstadt Lübecks, "Breite Straße", unseren Stand auf. Als Gegenstände wählten wir ca. 200 Äpfel, 70 Rosen, 200 Ritter-Sport-Schokotafeln und über 200 "Hacksaw Ridge" Bücher, welche zuvor alle mit einem "CHANGE YOUR WORLD" - Sticker beklebt wurden. Mit etwa 14 Jugendlichen aus der Gemeinde verteilten wir diese Gegenstände an Passanten und erklärten ihnen die Botschaft unserer Unternehmung. Viele Passanten wurden auf unseren Stand aufmerksam, kamen zu uns und fragten, was das denn für eine Aktion sei. Am Stand konnten die Passanten auf einem Flipchart ihre Meinung und Ideen zur Verbesserung der Welt aufschreiben.
Wir waren selber überrascht und erfreut, wie gerne die Menschen unsere Geschenke entgegennahmen und die gesamte Aktion guthießen. Viele versprachen uns, diese Idee fortzuführen und einem Bekannten noch heute etwas Gutes zu tun. Als eines unserer Mädchen einem Obdachlosen eine Rose und einen Apfel schenkte und von der Idee der "Weitergabe der Nächstenliebe" erzählte, holte der Obdachlose ein Schokoladen-Marzipan-Herz hervor und sagte: "Dann fange ich gleich bei dir an!", und schenkte ihr die Süßigkeit. Mit vielen weiteren Passanten führten wir lange Gespräche und einige fragten interessiert, welcher Religionsgemeinschaft wir angehören. Zwei Frauen wollten sogar unsere Adventgemeinde besuchen kommen.
Auch wenn nicht alle Menschen ein Geschenk annehmen wollten und misstrauisch waren, so war die Aktion doch ein voller Erfolg. Ich bin mir sicher, dass wir viele Menschen zum Nachdenken anregen konnten. Möglicherweise haben einige Passanten noch am selben Tag einer weiteren Person eine Freude bereitet. Vielleicht liest der eine oder andere im Buch "Hacksaw Ridge" über Menschen, die bedingungslos ihre Zeit, Geld, Mühe oder sogar ihr Leben für andere Menschen einsetzen. Auch könnte jemand den Sticker "CHANGE YOUR WORLD" noch behalten haben und erinnert sich beim Anblick nochmal an die Botschaft hinter dieser Aktion. Eines wissen wir: Dieser Tag hat uns als Jugend verändert. Wir sind nicht nur enger zusammengewachsen, sondern haben auch gelernt, dass Gott jeden Einzelnen gebrauchen und dadurch die Welt, welche nicht erst 1000 Kilometer entfernt, sondern schon in der eigenen Stadt beginnt, verändern kann. David Müller